Die Familie von Flemming – Herkunft, Geschichte und Wappen

Ursprung und erste Erwähnung

Die Familie von Flemming zählt zu den ältesten urkundlich belegten Adelsgeschlechtern Pommerns. Sie gehört zum sogenannten Uradel, also zu jenen Familien, deren Abstammung vor dem Jahr 1400 belegt ist. Die Anfänge reichen bis ins frühe 13. Jahrhundert, eine Zeit des Landesausbaus und der politischen Konsolidierung im südlichen Ostseeraum.

Erstmals genannt wird Henricus Flemmingus zu Havelberg im Jahr 1209 in einer Urkunde des Bistums Brandenburg. Als eigentlicher Stammvater der belegten Linie gilt Thamm (Tam) von Flemming, der 1281 als Marschall im Herzogtum Pommern erwähnt wird. Seine Funktion als militärischer und gerichtlicher Amtsträger belegt die frühe Bedeutung der Familie innerhalb des pommerschen Adels.

Im Verlauf des 13. und 14. Jahrhunderts erwarben die von Flemming umfangreiche Ländereien im Raum Cammin, Stolp und Gollnow. Zu ihren ältesten Besitzungen zählten die Güter Böck (Boeck), Martenthin, Benz, Iven, Hoff und Matzdorf. Diese Güter wurden über Generationen vererbt und begründeten die wirtschaftliche und politische Stärke der Familie.

Durch geschickte Heiratspolitik und Loyalität gegenüber den pommerschen Herzögen sowie später den preußischen Königen gelang es der Familie, ihren Einfluss kontinuierlich auszubauen. Aus den pommerschen Stammgütern entwickelten sich im Spätmittelalter mehrere Linien, die das Geschlecht weit verzweigten.


Das Wappen der Familie von Flemming

Das Stammwappen der Familie zeigt in einem blauen Schild einen silbernen, springenden Wolf mit roter Zunge und roten Klauen über einem roten Kammrad. Der Wolf symbolisiert Tapferkeit, Wachsamkeit und Treue, das Rad steht für Standhaftigkeit und Bewegung. Zusammen bilden sie ein Sinnbild des ritterlichen Selbstverständnisses: Kraft, Pflichtbewusstsein und Ausdauer.

Der Helm ist mit einem Busch aus Pfauenfedern geschmückt – Zeichen des Adels und der Würde. Die Helmdecken sind blau und silbern, entsprechend den Farben des Schildes. Diese Kombination ist seit 1319 belegt, als Konrad von Flemming das Siegel mit Wolf und Rad führte.

Im Laufe der Jahrhunderte blieb das Wappen nahezu unverändert. Spätere Linien, insbesondere die später gräflich erhobenen Familienzweige, integrierten das Stammwappen als Herzschild in ein geviertes Gesamtwappen. Originale Abbildungen sind in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel und in der Sammlung Wappen und Siegel des pommerschen Adels 1200–1850 erhalten.


Aufstieg und politische Bedeutung

Schon im 14. Jahrhundert gehörte die Familie zur führenden Ritterschaft Hinterpommerns. Durch das Erbmarschallamt, das sie über viele Generationen innehatte, gewann sie erheblichen Einfluss auf die landständische Verwaltung. Der Erbmarschall leitete den pommerschen Landtag, führte den Vorsitz bei Ritter- und Lehnsgerichten und bekleidete somit eines der höchsten Ämter im Herzogtum.

Im 16. und 17. Jahrhundert trat die Familie zunehmend in militärische und diplomatische Dienste. Besonders hervorgetreten ist Jakob Heinrich Graf von Flemming (1667–1728), Feldmarschall und Minister im Dienst Augusts des Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Er war einer der einflussreichsten Politiker seiner Zeit und trug wesentlich zur europäischen Außenpolitik während des Großen Nordischen Krieges bei.

Für ihre Leistungen erhielten verschiedene Linien den Reichs- und später den preußischen Grafenstand:

  • Linie Böck – Reichsgrafenstand 1700

  • Linie Iven – Reichsgrafenstand 1721

  • Linie Benz – Preußischer Grafenstand 1888

Die Zugehörigkeit zur Linie auf Benz war über Jahrhunderte das genealogische Rückgrat des Hauses. Von hier aus entstammen viele der späteren Familienzweige, die nach 1945 in ganz Deutschland ansässig wurden.


Die pommersche Linie und ihr Übergang in die Moderne

Das Gut Benz bei Cammin blieb von 1466 bis 1945 im Besitz der Familie. Die dortige Linie stellte über Generationen den Erblandmarschall von Hinterpommern und nahm am politischen Leben Preußens teil. Die Familie verstand sich als Teil des königlich-preußischen Offiziers- und Beamtenadels, dessen Ethos auf Loyalität, Pflichterfüllung und Bildung beruhte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der gesamte pommersche Besitz enteignet. Die Flucht und Vertreibung aus Hinterpommern beendeten die fast 500-jährige Grundherrschaft. Angehörige der Familie ließen sich in Berlin, Eberswalde und später in Norddeutschland nieder. Der Familienname blieb bestehen – jedoch ohne den historischen Zusatz „auf Benz“.

So entwickelte sich die heute fortbestehende Familie von Flemming, die sich genealogisch auf den pommerschen Hauptstamm zurückführen lässt, ihren Namen jedoch in der modernen Form führt.


Der heutige Familienzweig

Heino von Flemming
Luise von Flemming († vor 32 Jahren in Berlin-Tegel, über 90 Jahre alt)
Hans Eberhardt von Flemming (* 1935 Eberswalde; † vor 28 Jahren in Berlin)
Elke von Flemming (geb. Borowski) – lebt heute in der Nähe von Neumünster (Schleswig-Holstein)
→ Kinder:
 • Thomas von Flemming (* 1965, Berlin)
 • Dirk von Flemming (* 1971, Hamburg)

Dirk von FlemmingDunja von Flemming (* 1974, geb. Kunert)
Yves Roche von Flemming (* 1999 Berlin)

Dirk und Dunja von Flemming leben heute in Husum an der Nordsee (Nordfriesland).

Dieser Zweig repräsentiert die direkte Fortsetzung der pommerschen Hauptlinie in der Bundesrepublik Deutschland. Er verbindet das historische Erbe mit modernen Lebensformen, ohne die genealogische Identität aufzugeben.


Vom pommerschen Landadel bis in die Gegenwart

Bis 1945 war die Familie Teil der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Struktur Hinterpommerns. Ihre Güter waren nicht nur Zentren landwirtschaftlicher Verwaltung, sondern auch kulturelle Mittelpunkte, in denen Musik, Bildung und Technik gefördert wurden.

Mit dem Verlust der Heimat begann eine Neuausrichtung. Die Nachkommen ließen sich in West- und Norddeutschland nieder, viele blieben dem öffentlichen Dienst oder dem Bildungswesen verbunden. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin pflegen sie bis heute die Erinnerung an die pommersche Herkunft.

Das Wappen mit dem springenden Wolf über dem roten Rad ist bis heute Familienzeichen und Identitätssymbol. Es steht nicht mehr nur für adelige Tapferkeit, sondern auch für Durchhaltevermögen, Selbstbehauptung und die Bereitschaft, Tradition und Gegenwart miteinander zu versöhnen.


Fazit

Die Geschichte der Familie von Flemming umfasst über acht Jahrhunderte deutscher und europäischer Geschichte. Vom Marschallamt im mittelalterlichen Pommern über die gräfliche Erhebung im preußischen Staat bis hin zu den heutigen Nachfahren in Norddeutschland zieht sich eine Linie, die durch Pflichtgefühl, Loyalität und Anpassungsfähigkeit geprägt ist.

Das Wappen mit dem springenden Wolf über dem roten Rad steht als Symbol für Mut, Beharrlichkeit und die Kontinuität einer Familie, die sich über Jahrhunderte hinweg behauptet hat – im Wandel der Herrschaftssysteme, in den Brüchen der Geschichte und im modernen Leben.
Die Familie von Flemming bewahrt damit ein außergewöhnliches Erbe: tief verwurzelt in der pommerschen Geschichte, aber lebendig in der Gegenwart.

Quellen : Familiengeschichte, wikipedia.org. Register u.v.m.
Familienwappen : wikipedia.org

Erinnerung an ein prägendes Gespräch und persönliche Würdigung :

Ich danke Vicco von Bülow für ein prägendes Gespräch, das er mir im Jugendalter in Berlin schenkte. Er ermutigte mich, die Genealogie meiner Familie von Flemming ernsthaft zu erforschen und die eigenen Wurzeln mit Sorgfalt zu dokumentieren. Diese Begegnung legte den Grundstein für meine spätere, systematische Beschäftigung mit unserer Familiengeschichte.

Hinweis zur Faktenlage: Bürgerlich Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow,  war ein deutscher Künstler und Humorist auch bekannt als „Loriot“.

Ob er zu jener Zeit eine offizielle Funktion in einem Berliner Adelsverein innehatte, ließ sich bislang nicht belegen. Zuständig für adelsrechtliche und genealogische Fragen sind heute Institutionen wie die VdDA, der Deutsche Adelsrechtsausschuss oder die VdHABB.